11. Internationales QFD Symposium
Izmir, Türkei
Vom 26. bis 30. September 2005 fand in Izmir, Türkei, das 11. Internationale Symposium QFD Symposium statt. Organisiert wurde es von der Dokuz Eylul University Faculty of Business.
Die Rolle von QFD bei Six Sigma und die Anpassung von QFD an eine sich rasch verändernde, globale Wirtschaft waren die zentralen Themen beim elften internationalen QFD-Symposium in der Türkei. Neben der Fertigungsindustrie dominierten einmal mehr die Informationstechnologie und der Dienstleistungssektor als innovative Anwendungsfelder für QFD.
Zwar blieb die Konferenz bezogen auf die Teilnehmerzahlen weit hinter den Erwartungen zurück: Während beim nationalen türkischen QFD Symposium 2002 noch über 350 Teilnehmer kamen, wurde jetzt lediglich weniger als 90 internationale Gäste gezählt. Ursächlich hierfür konnte der unglückliche Umstand sein, dass der ursprüngliche Hauptorganisator, Dr. Fatih Yenginol, überraschend verstarb und die Konferenz daher nur unzureichend beworben wurde. Inhaltlich konnte die Konferenz jedoch überzeugen.
Während der Begründer von QFD, Prof. Akao, die Bedeutung von QFD beim Wissensmanagement und der Etablierung umfassender Qualitätsmanagementsysteme herausstellte, machte der Direktor des International Council for QFD (ICQFD), Glenn Mazur, deutlich, dass QFD schneller und flexibler gestaltet werden müsse, um den Anforderungen einer volatilen Wirtschaft gerecht zu werden. Infolge der kürzer werdenden Produktlebenszyklen und der verstärkten Produktion in Billiglohnländer steht dabei die Produktentwicklung mit einer gründlichen Analyse der „Voice of the customer“ im Vordergrund. Auf ein geteiltes Echo fiel die Forderung Mazurs, die Mathematik in QFD, z. B. durch die ausschließliche Verwendung kardinaler Werte zu verbessern. Einige Kritiker sahen hierbei eine Scheingenauigkeit, der keine Methode gerecht werden könne. QFD sei in erster Linie ein abteilungsübergreifendes Kommunikations- und Planungsinstrument und keine auf Algorithmen basierende „Entscheidungsmaschine“.
Eine vor allem in den USA, Europa und der Türkei einsetzende bzw. schon länger bestehende „Welle“ ist der Six Sigma Ansatz, der den Anspruch erhebt, TQM abzulösen. Da neben einer Reihe von statistischen Methoden auch QFD Bestandteil der Design for Six Sigma Tollbox ist, hat das starke Interesse der Wirtschaft an Six Sigma in einigen Ländern auch zu einer „Renaissance“ von QFD beigetragen. Beklagt wurde aber allgemein das mangelhafte QFD Know-how vieler Six Sigma Trainer. Nationale und internationale QFD Institute versuchen daher, die Qualität von QFD-Schulungen durch Zertifizierungs- bzw. Akkreditierungsprogramme zu verbessern.
Aus deutscher Sicht erfreulich ist die Tatsache, dass neben dem Gastgeber Türkei und traditionell den Japanern die Deutschen mit vier Vorträgen zu den produktivsten Nationen zählten: Die FH Aachen (Pietsch: Effective Management of Interrelated IT Projects) war hierbei ebenso vertreten wie die Universitäten Dortmund (Refflinghaus: Initiating R&D-Cooperations With Quality Function Deployment) und Stuttgart (Herzwurm: QFD For Services: The Service Matrix-Of-Matrices sowie das Siegener Mittelstandsinstitut mit gleich drei Referenten (Jens, Heupel, Hermes: The Quality Evaluation Card: A Concept Based On The QFD For A Product Development That Is Focused On The Customers And The Assembly).
In der Podiumsdiskussion „What’s going on QFD?” diskutierten unter der Moderation von Glenn Mazur (USA) die Herren Ferguson (UK), Herzwurm (Deutschland), Shindo (Japan), Şen (Türkei) und Zultner (USA) über den aktuellen Stand und die unterschiedliche Anwendung von QFD in der Welt. Dabei wurde deutlich, dass gerade in den Entwicklungs- und Schwellenländern nicht nur mangelnde Ressourcen und fehlendes Wissen, sondern auch kulturelle Besonderheiten die Anwendung von QFD erschweren. Einigkeit herrschte darüber, dass QFD zwar in Ansätze wie TRIZ, Six Sigma etc. integriert werden müsse, dabei aber nicht seine Eigenständigkeit verlieren sollte. Diese gleichzeitige Integrationsfähigkeit und Wahrung der Eigenständigkeit hat schließlich mit dazu beigetragen, dass QFD im Gegensatz zu vielen anderen Methoden auch nach fast 40 Jahren immer noch stark verbreitet und erfolgreich ist.
Der begehrte Akao-Prize für besondere Verdienste um die Verbreitung und Weiterentwicklung von QFD ging in diesem Jahr erstmals an einen bereits Verstorbenen: Dr. Fatih Yenginol von der Dokuz Eylul Universät in Izmir erhielt ihn u. a. für die Einführung von QFD in die Türkei. Er gab auch den Anstoß für die geplante Gründung eines Türkischen QFD Instituts. Der ehemalige Entwicklungschef beim Joint Venture von Nissan und Volkswagen, Dr. Yasuhisa Tsuda aus Japan, der in Deutschland studiert hat und in Berlin promoviert wurde, konnte das Preiskomitee mit der Weiterentwicklung und dem Einsatz von QFD beim Concurrent Engineering überzeugen. Erstmals wurde in diesem Jahr der „Akao Scholarship for QFD“ Award für überragende Leistungen von Studenten vergeben. Gewinner war Yunarso Anang von der University of Yamanashi, Japan, ein Schüler von Prof. Shindo (Vorsitzender des QFD-Komitees im der Union of Japanese Scientists and Engineers – JUSE).