ISO Standard 16355
Seit Dezember 2015 ist der neue ISO Standard zu QFD 16355 – Anwendung von statistischen und verwandten Methoden für neue Technologie und für den Produktentwicklungsprozess – Teil 1: Allgemeine Grundsätze und Perspektiven der QFD-Methode verfügbar. Er kann z. B. über die Seiten des Beuth-Verlags bestellt werden. UPDATE: Seit Anfang 2017 finden sich dort auch vier weitere Teile der Norm, nämlich die Teile 2, 4, 5 und 8. Im Zentrum dieser Abschnitte der Norm stehen dabei einzelne Empfehlungen zur qualitativen Ermittlung der Kundenstimme, ihrer Analyse und Transformation zu Kundenbedürfnissen und Lösungseigenschaften sowie die Verstetigung des QFD-Einsatzes im Unternehmen. Ein Video in dem Glenn Mazur, der Direktor des US-amerikanischen QFD Institute, eine kurze Einführung in die Norm gibt können Sie auf den Seiten der American Society of Quality (ASQ) finden.
Die Geschichte des Standards geht weit zurück, erste Ideen gab es schon Mitte der 1990er Jahre, dann wurde in Japan ein QFD-Standard JIS Q9025 entwickelt, der allerdings nie die Verbreitung in der restlichen Welt fand. Das soll sich nun mit dem neuen Standard ISO 16355-1 ändern. Prof. Dr. Hiroe Tsubaki vom National Statistics Center in Tokio initiierte dann 2008 einen Standard in Statistik, der QFD enthalten sollte. Damit dieser Standard nun auch wirklich den „Spirit“ von QFD enthält entschlossen sich weltweit führende QFD-Experten, darunter Glenn Mazur (QFDI) und Prof. Dr. Georg Herzwurm (QFD-ID), zur Mitgestaltung der Norm. Das erste Treffen dazu fand 2010 in Paris statt, seitdem gab es zahlreiche Treffen, die nun in der veröffentlichten Norm mündeten. Inhaltlich wurde auch der japanische Standard aufgegriffen, aber vor allem durch neuere Entwicklungen im QFD-Umfeld modernisiert und ergänzt. Die Struktur der Norm ist in folgender Abbildung dargestellt.
Der Standard schreibt nicht vor, wie QFD im Einzelnen durchzuführen ist. Er gibt auch keinen Weg vor, wie die Einführung von QFD in einem Unternehmen zu erfolgen hat. Der Standard stellt den „Spirit“ von QFD heraus, nämlich die Verpflichtung aller Bereiche im Unternehmen zur Zusammenarbeit zum Vorteil der Kunden bzw. Stakeholder (Abschnitt 4.3 der Norm). Explizit wird der persönliche Kontakt zu Kunden hervorgehoben. Dazu seien an dieser Stelle die einleitenden Absätze zum Scope der Norm (Abschnitt 1) zitiert:
„QFD is a method to assure customer or stakeholder satisfaction and value with new and existing products by designing in, from different levels and different perspectives, the requirements that are most important to the customer or stakeholder. These requirements should be well understood through the use of quantitative and non-quantitative tools and methods to improve confidence of the design and development phases that they are working on the right things.“
Adressaten der Norm sind damit alle Personen bzw. Bereiche in Unternehmen, die Kundenzufriedenheit erreichen und verantworten. Die Norm enthält einen sehr umfangreichen Anhang mit vielen Beispielen von Methoden und Techniken, die in QFD genutzt werden können, darunter beispielsweise auch den QFD-ID-Best Practice Deployment Rahmen.
Der Standard umfasst insgesamt 8 Teile, aktuell (Dezember 2019) sind der zentrale Teil 1 sowie die Teile 2 zur Erfassung von Anforderungen von Kunden und von interessierten Kreisen (nicht-quanitative Methoden), Teil 4 zur Analyse von nicht-quanitativen und quantitativen Anforderungen von Kunden und von interessierten Kreisen, Teil 5 zu Lösungsstrategien zur Transformation der Kundenanforderungen in technische Lösungen und Teil 8 zur Verstetigung des QFD-Einsatzes in Unternehmen veröffentlicht. Sie sind ebenfalls beim Beuth-Verlag erwerbbar.